Großes Interesse beim Bürgerforum „Posteläcker“

Großes Interesse beim Bürgerforum „Posteläcker“

 

Die Gemeinde Bubenreuth hatte am 11. März 2023 zu einem Bürgerforum „Posteläcker“ eingeladen. Der Andrang war groß, etwa 130 interessierte Bürgerinnen und Bürger waren in die Mehrzweckhalle gekommen, um sich über das geplante Baugebiet zu informieren.   

 

Auf einem Teil der Posteläcker soll ein autoarmes und verkehrsberuhigtes Quartier mit einem hohen Anteil an EOF-geförderten Wohnungen und Wohnraum für „Leben und Wohnen im Alter“ mit einem modernen Pflegekonzept (stationäre Pflege, Betreutes Wohnen, ambulante Pflege und Tagespflege) entstehen. Auch an einen Nahversorger wurde gedacht: Ein Biomarkt wird die Bewohnerinnen und Bewohner mit Gütern für den täglichen bis wöchentlichen Grundbedarf versorgen, ebenso werden Flächen für eine Drogerie und weitere Ladengeschäfte vorgesehen.

 

Insgesamt 14 Fachplaner waren beim Bürgerforum vor Ort, um in ihren Vorträgen ihre fachplanerischen Einschätzungen zu Wohnraumbedarf, sozialen, technischen, ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten darzustellen und an vier verschiedenen Themeninseln für direkte Rückfragen zur Verfügung zu stehen.

 

Die Schultheiß Projektentwicklung AG und Professor Dipl.-Ing. Manuel Bäumler haben auf der Basis des Positionspapiers des Gemeinderates vier Bebauungsvarianten entwickelt. Die verschiedenen Modelle wurden an großen Plakatwänden ausführlich erläutert und zudem als 3-D-Modelle vorgestellt.

 

 Ausstellung Varianten

 

Bürgermeister Norbert Stumpf erinnerte in seiner Begrüßung daran, bereits in den 50er Jahren habe in der Bevölkerung der Wunsch bestanden, „Bubenreuth soll zusammenwachsen“. Er verwies auf die positiven Auswirkungen, die sich durch die Ansiedlung der Schönbacher Instrumentenbauer und die Errichtung der Vogelsiedlung für die Gemeinde Bubenreuth ergeben haben. 

 

Moderator Wolfgang Grubwinkler, IDENTITÄT & IMAGE Coaching AG, stellte zu Beginn die Zielsetzungen und den Ablauf der Veranstaltung vor. Er betonte, dass die Gemeinde Bubenreuth mit diesem Bürgerforum den Planungsstand und das Verfahren transparent halten und mit den Bürgerinnen und Bürgern erneut in den Dialog eintreten möchten. „Dazu wurden Themeninseln aufgebaut, an denen Sie mit den Fachleuten diskutieren und Ihr Feedback geben können.“ 

 

„Welche Bedarfe sollen gedeckt werden?“

 

Diese Frage beleuchteten Dr. Volker Salm, Salm & Stegen – Georgraphen und Stadtplaner, und Wilhelm Weissbecker, Kommunale Wirtschaftsberatung, in ihren Vorträgen.

 

Für den Landkreis Erlangen-Höchstadt und die Gemeinde Bubenreuth werden Bevölkerungszuwächse vorausberechnet. Der zusätzliche Bedarf an Wohnraum entsteht sowohl durch Einwohnerzuwächse (Zuzug) als auch durch Veränderung der Haushaltsstrukturen.

 

Die Gemeinde Bubenreuth wird von der Landesregierung als eine der wenigen Gemeinden in (Nord)-Bayern sowohl als „Raum mit erhöhtem Wohnungsbedarf“ als auch als „Gebiet mit einem angespannten Wohnungsmarkt“ eingestuft. Kriterien für diese Einstufung sind u.a. überdurchschnittlich stark steigende Mietpreise, hohe Mietbelastungsquote, unzureichende Neubautätigkeit, bereits vorhandenes Wohnungsdefizit, zu geringe Fluktuationsreserve (Leerstand unter 3 Prozent).

 

Veränderte Zusammensetzung der Bubenreuther Bevölkerung 2019 bis 2033 (ohne Posteläcker)

(Quelle Landesamt für Statistik, Demographiespiegel Bayern)

 

Gemäß Bayerischer Landesbodenkreditanstalt werden „junge Alte zwischen 65 und 75 Jahren“ künftig eine der wichtigsten Nachfragegruppen auf dem Wohnungsmarkt („Wohnen im Alter“)

Es ist eine sinkende Nachfrage nach dem klassischen Eigenheim vorhanden. Dem könne dadurch gegengesteuert werden, in dem alternative Wohnformen für junge Familien / junge Menschen angeboten werden.

 

Es zeichnet sich ein konstanter bis steigender Bedarf in der Kindertagesbetreuung (KIGA) und in der schulischen Betreuung (Grundschule, Ganztag) ab. Als mindestens gleichbleibend wird der Bedarf in der Kindertagesbetreuung (Krippe) bezeichnet.

 

Aus der Bevölkerungsentwicklung und dem jetzigen Wohnungsbestand kann als Fazit abgeleitet werden, dass in Bubenreuth ein Bedarf besteht an (bezahlbarem) Mietwohnraum, kleineren Grundrissen (vor allem 2 – 3 Raum-Wohnungen) und an altersgerechten Wohnformen.

 

Dr. Salm wies darauf hin, dass nach den Vorgaben der Landesplanungsbehörde und der Genehmigungsbehörden u.a. die Grundsätze eines flächensparenden Bauens zwingend zu berücksichtigen sind. Auch habe eine Innenentwicklung Vorrang – diese Voraussetzung erfülle das Areal Posteläcker.

 

 

„Herausfordernde wirtschaftliche Rahmenbedingungen“

 

Wilhelm Weissbecker beleuchtete die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Projektes Posteläcker. Sein Ergebnis: „Es ist kein Projekt, an dem ein Investor einen ‚goldenen Gewinn‘ macht, das Projekt rechnet sich nur als Ganzes.“ Weissbecker bescheinigte dem Projekt, dass es „gut in die Zeit passt und große Vorteile für die Bürgerinnen und Bürger von Bubenreuth bietet“.

 

Es entsteht eine hohe Zahl an EOF-gefördertem Wohnraum, die größer ist als der Anteil der frei finanzierten Einheiten. „Gemeinsam mit einer Nahversorgung mit Handels- und Dienstleistungsangeboten und Wohnformen für Leben und Wohnen im Alter bietet der zukünftige Standort Posteläcker eine hohe Aufenthaltsqualität“, so der Wirschaftsökonom Weissbecker.

 

Das Konzept „Pflegeheim“ sei aufgrund moderner, zeitgerechter Grundrisse und die Kombination mit betreutem Wohnen im Alter attraktiv für einen Betreiber. Außerdem biete der in unmittelbarer Nähe des Pflegeheimes entstehende, bezahlbare Wohnraum für Pflegekräfte einen großen Standortvorteil.

 

 Vier Bebauungsvarianten

 

 

„Was soll baulich geschehen?“

Areal Posteläcker – bunt, gemeinschaftlich grün

 

Architekt und Stadtplaner Professor Dipl.-Ing. Manuel Bäumler von der TU Dresden begeisterte die Besucherinnen und Besucher mit seinem Vortrag, bei dem er die vier Bebauungsvarianten ausführlich vorstellte.

 

Professor Bäumler erklärte, bei der Erstellung der Bebauungsvarianten waren ihm folgende Aspekte besonders wichtig. „Das sind zum einen die Menschen, die dort wohnen. Wir wollten städtebauliche Formen finden, die die Gemeinschaft fördern.

Das Gebiet soll nicht nur ein Wohnquartier werden, es soll den Menschen auch die Möglichkeit gegeben werden, hier zu leben, sich zu versorgen und die Freizeit hier zu verbringen.“

Diesen Anforderungen habe das Büro Bäumler & Schellenberg mit den vorliegenden Varianten einen „Raum gegeben“.

 

 Professor Bäumler

 

 

Professor Bäumler betonte, das Projekt Posteläcker sei durch seine klimagerechte und nachhaltige Bauweise und den modellhaften Charakter ein „Leuchtturmprojekt“. Es werde Wert gelegt auf eine „abwechslungsreiche, vielfältige Architektur und Fassadengestaltung.“

 

Bei der Erstellung der Varianten wurde darauf geachtet, Übergänge zur Bestandsbebauung in der Birkenallee, Mozartstraße und Frankenstraße zu gestalten.

 

Ökologische Aspekte wie Gründächer und Fassadenbegrünung für erhöhte Biodiversität sowie Beschattung und Kühlung wurden ebenso bedacht wie die Nutzung regenerativer Energiequellen. Bei allen vier Bebauungsvarianten sind große Grünbereiche geplant.

 

„Eine schöne Nachbarschaft“ würde dort entstehen, versprach Professor Bäumler den Bürgerinnen und Bürgern.

 

 

Freiraumgestaltung

 

Landschaftsarchitekt Jürgen Wollborn stellte die Gestaltung des Außenbereiches vor. Bei den Planungen werde besonderer Wert auf „Sozialer Zusammenhalt und Teilhabe“, „Gesundheit und Lebensqualität“, „Biologische Vielfalt und Natur erleben“, „Klimaanpassung und Resilienz“ sowie „Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz“ gelegt, betonte Jürgen Wollborn. Daher werden beim Projekt Posteläcker viele Grünflächen mit Bäumen, Wasserflächen und Aufenthaltsflächen eingeplant.

 

So soll auch der auf dem Areal Posteläcker vorhandene, alte Baumbestand erhalten und in die Quartiersentwicklung einbezogen werden.  

 

Freiraumplanung 

 

 

Themeninseln

 

Nach den Fachvorträgen konnten sich die interessierten Bürgerinnen und Bürger an vier Themeninseln weitergehend informieren, sich mit den Planern austauschen und ihre Kommentare und Anregungen an Pinwände heften.

 

 

  1. Städtebau und Freianlagen (Ausstellung der Varianten mit Modellen)

Prof. Dipl.-Ing. Manuel Bäumler, Schellenberg + Bäumler Architekten GmbH / WLG Wollborn LandschaftsArchitekten PartGmbH

 

 

           

 

 

 

  1. Wohnraumbedarf und Infrastruktur

Salm & Stegen, Geographen und Stadtplaner PartG /  Dipl. oec. Wilhelm Weissbecker, Consultant – Wirtschaftsmediator

 

 

 

  1. Technische Erschließung / Bauleitplanverfahren

Grosser-Seeger & Partner mbB, Landschaftsarchitektur & Stadtplanung / SRP Schneider & Partner, Ingenieur-Consult GmbH

 

 

Anmerkungen Städtebau

 

 

  1. Besonderheiten einer innovativen Quartiersentwicklung

     Schulheiß Projektentwicklung AG

 

 

 

 Schultheiß

 

 

 

 

Es fand eine intensive Meinungsäußerung statt, stellte Moderator Wolfgang Grubwinkler bei dem moderierten Rundgang am Ende der fünf Stunden dauernden Veranstaltung fest.

 

Stichpunktartig sprach er in der Abschlussrunde die Themen an, die den Bürgerinnen und Bürgern besonders am Herzen lagen:

 

  • Planungen zur Infrastruktur noch vor Bezug der Posteläcker durchführen
  • zur „Technischen Erschließung“: Energiekonzept, Mobilitätskonzept (genügend Fahrradabstellplätze, Carsharing, alternative Mobilitätsformen), Frischluftschneisen einplanen, Wassermanagement
  • bei den Freianlagen werden Versammlungsräume und Treffpunkte im Freien gewünscht
  • Wie viele EOF-geförderte Wohneinheiten sind vorgesehen?
  • Baustellenmanagement: Zeitpunkt Baubeginn und Bauende, Bauverkehr, Baulärm, Schmutz
  • Gibt es weitere Bauabschnitte?
  • Wann können Wohnungen bezogen werden? Wo soll man sich anmelden?
  • „Ich freue mich darauf“

 

„Die gesammelten Rückmeldungen werden ausgewertet, dokumentiert und an den Gemeinderat sowie die Planungsbüros weitergegeben, um sie in den weiteren Planungsprozess einzubauen“, versicherte der Moderator den Bürgerinnen und Bürgern.

 

 

 

 

 

 

Die Bürgerbeteiligung im Verfahren Posteläcker

 

Die Bürgerbeteiligung im Verfahren

 

 

 

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