Beschluss: ungeändert beschlossen

Abstimmung: Ja: 16, Nein: 0

Beschluss:

 

Die Gemeinde Bubenreuth prüft die Option einer Partnerschaft mit Schönbach/Luby u Chebu. Der Erste Bürgermeister wird beauftragt, der Bürgermeisterin und dem Stadtrat der Stadt Luby u Chebu die folgenden Vorschläge vorzustellen und um eine Stellungnahme zu bitten:

·         Es wäre daher wünschenswert, die Patenschaftsfeier über die Schönbacher 2016 erstmals in Schönbach/Luby stattfinden zu lassen.

·         Begrüßenswert wäre ferner, wenn diese Patenschaft anlässlich einer 2016 in Luby ausgerichteten Patenschaftsfeier um eine Partnerschaft der beiden politischen Gemeinden Luby und Bubenreuth ergänzt wird.

·         Luby und Bubenreuth könnten so im Jahr 2016, in dem Nürnberg und die Region Nürnberg Austragungsort der ersten gemeinsamen bayerisch-tschechischen Landesausstellung „Kaiser Karl IV.“ und deren Begleitveranstaltungen sein wird, einen Beitrag zur deutsch-tschechischen Verständigung leisten.

·         Mit Hinblick auf das Jahr 2019 – mit der 700-Jahrfeier der Stadterhebung Schönbachs in Luby einerseits und der 70-Jahrfeier der Grundsteinlegung für die „Siedlung der Schönbacher Geigenbauer“ in Bubenreuth andererseits – könnten auf der Basis einer wie auch immer gearteten Partnerschaft weitere gemeinsame Projekte realisiert werden; unter Hinzuziehen des deutsch-tschechischen Zukunftsfonds und weiterer Förderer könnte etwa ein gemeinsames Museumsprojekt in Luby und Bubenreuth umgesetzt werden.


Wortprotokoll:

 

Herr Dr. Christian Hoyer, Historiker und Vorsitzender des Vereins „Bubenreutheum“, ist mit folgendem Anliegen an die Gemeinde Bubenreuth herangetreten, er schreibt:

 

 

>> Die Schönbacher Geigenbauer, die Gemeinde Bubenreuth
und die Stadt Luby u Chebu

 

2016 jährt sich die Übernahme der Patenschaft über die „Musikstadt Schönbach und Umgebung (Schönbacher Ländchen)“ zum 60. Male. Im Juli 1956 wollten der Gemeinderat der Gemeinde Bubenreuth und die Stadtverordnetenversammlung der hessischen Kreisstadt Heppenheim a.d. Bergstraße „ihrer Verbundenheit mit den aus ihrer Heimat Vertriebenen sichtbaren Ausdruck geben und dazu beitragen, das wertvolle Kulturgut und ihr auf eine 350jährige Tradition beruhendes Kunsthandwerk zu erhalten und zu pflegen.“ Wie kann dieser urkundlich verbriefte Auftrag 60 Jahre später zukunftsgerichtet fortgeführt werden?

 

Während die Aussöhnung und Verständigung mit den ehemaligen Kriegsgegnern in Westeuropa spätestens seit den 1960er-Jahren begonnen und seither immer weiter intensiviert werden konnte, richtet sich der Blick nach Osten, der Austausch und die Verständigung mit unseren östlichen Nachbarn auch 25 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nur sehr zaghaft. Dabei eröffneten das Ende des Kalten Krieges und die 1989 bei unserem östlichen Nachbarn erfolgte samtene Revolution neue Chancen des Miteinanders im Herzen Europas.

 

Auf nationaler, Landes- und auch auf lokaler Ebene gibt es seither Erfolge, das zarte Pflänzchen der deutsch-tschechischen Verständigung zu pflegen. Vielfach waren es ehemalige Bewohner der böhmischen Länder, die den Anfang machten: Viele Denkmäler in der „alten Heimat“ wurden durch Spenden renoviert; viele Patenschaften wurden durch Partnerschaften ergänzt. Als regionales Beispiel sei die Stadt Bamberg angeführt, die seit 1958 die Patenschaft für das ehemalige Troppau (Opava) pflegt und seit dem Jahr 2000 Partnergemeinde der heutigen tschechischen Stadt Opava ist. Die Stadt Schwandorf, die die Falkenauer Heimatstube unterhält, ist bereits 1992 eine Partnerschaft mit dem tschechischen Sokolov (Falkenau) eingegangen.

 

Auch an versöhnlichen Zeichen zwischen Bubenreuth, das sich durch die Ansiedlung von ca. 2.000 Schönbachern nach 1949 zu einem „Neu-Schönbach“ entwickelt hatte, und der tschechischen Stadt Luby u Chebu (früher Schönbach) mangelte es nicht: Unter den Bürgermeistern Jan Kreuzinger (Luby) und Klaus Pilhofer (Bubenreuth) wurden Mitte der 1990er-Jahre erste Schritte einer Verständigung unternommen: Es gab seither gegenseitige Besuche vielfältiger Art zwischen den Bürgern/Bürgerinnen und auch den Schülern/Schülerinnen der beiden Kommunen; die Schönbacher Mariensäule, die Andreas- und die Spitalkirche konnten nicht zuletzt dank großzügiger Spenden aus Bubenreuth restauriert werden; der in Schönbach geborene Gitarrenbauer Gerold Karl Hannabach (1928-2015), der in Bubenreuth das Geigenbaumuseum aufgebaut hatte, wirkte seit den frühen 1990er-Jahren als Dozent an der Geigenbaufachschule in Luby und gab sein Wissen an die nächste Generation tschechischer Musikinstrumentenmacher weiter; etc.

 

Die Bundeszentrale für politische Bildung urteilte daher in ihrem 2002 erschienenen Themenheft „Tschechien“ (Nr. 276) unter dem Titel „Modellprojekte gegen Vorurteile“ über diese Periode intensiver interkommunaler Beziehungen im ersten Jahrzehnt nach 1989/1990: „Die Gemeinden Luby/Schönbach … und Bubenreuth ... führen seit Jahren exemplarisch vor, wie ein tiefer geschichtlicher Graben überwunden werden kann.“ Träger dieser Anstrengungen waren zumeist Bubenreuther Bürger, die aus Schönbach stammten, aber auch Bubenreuther Bürger ohne diesen persönlichen Hintergrund und nicht zuletzt die politische Gemeinde Bubenreuth.

 

Antrag

 

Zwar wird es in einigen Jahren keine BürgerInnen in der Gemeinde Bubenreuth mehr geben, die noch in Schönbach geboren wurden. Weiterhin werden die beiden Orte aber aufgrund ihrer gemeinsamen schicksalhaften Geschichte im 20. Jahrhundert miteinander aufs Engste verknüpft bleiben. In einem vereinten Europa sind die beiden Kommunen dafür prädestiniert, diese tragische Verbundenheit in eine zukunftsgerichtete Partnerschaft umzuwandeln, die aus den Fehlern der Vergangenheit lernt und den Nationalismus dauerhaft überwindet. (…)

 

(Die im folgenden genannten Punkte wurden wortgetreu in den Beschlusstext übernommen.)

 

(…) Den 1956 urkundlich verbrieften Auftrag, „das wertvolle Kulturgut […] zu erhalten und zu pflegen“ und den Wunsch, die europäische Einigung im Kleinen mit Leben zu erfüllen, gilt es bei der Partnerschaftsidee Luby-Bubenreuth gleichermaßen zu berücksichtigen. Die Partnerschaft mit Luby konterkariert dabei nicht die Möglichkeit, mit weiteren Kommunen, etwa mit einer Kommune in Frankreich, eine Partnerschaft zu initiieren, im Gegenteil: Sie könnte Signalwirkung für weitere Partnerschaften haben, die eventuell als Dreiecks- bis Vielecksbeziehung nach dem Modell der Eurokommunale (siehe Buttenheim) aufgebaut werden könnten.

 

Der Gemeinderat der Gemeinde Bubenreuth wird daher darum gebeten, diese Optionen zu prüfen. Bei einem positiven Bescheid wird der Gemeinderat Bubenreuth ferner darum gebeten, den Bürgermeister der Gemeinde Bubenreuth damit zu beauftragen, der Bürgermeisterin und dem Stadtrat der Stadt Luby u Chebu die oben aufgeführten Vorschläge vorzustellen und um eine Stellungnahme zu bitten. <<

 

 

In der Beratung wünscht sich GRM Rhades, dass die Patenschaft nicht eine bloße Bekundung bleibt, sondern von der Bürgerschaft mitgetragen und gelebt wird.

 

GRM Karl sieht in der Aufnahme der Schönbacher in Bubenreuth eine beachtliche und gut gelungene Integrationsleistung.

 

Auch GRM Paulus bezieht sich auf die bis heute fortbestehende Verbundenheit des „einheimischen“ Bevölkerungsteils von Bubenreuth mit den seinerzeit Vertriebenen.

 

GRM Eger begrüßt eine Partnerschaft mit Luby als einem Ort in dem uns unmittelbar benachbarten und nächstgelegenen Land.

 

GRM Horner weist auf bestehende Kontakte der katholischen Kirchengemeinden von Luby und Bubenreuth hin.

 


Anwesend:

16

/ mit

16

gegen

0

Stimmen