Geigenbauerdenkmal in Schönbach/Luby

Die tödliche Verletzung des Geignmannl

„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen“, dieses Sprichwort des deutschen Dichters Matthias Claudius traf auch auf die Teilnehmer des Ausfluges zum Schönbacher Grenzfest zu. Der noch in jungen Jahren stehende Bubenreuther Bürgermeister Norbert Stumpf hat sich als Reiseführer einen Kenner des böhmischen Musikstädchens, den in Schönbach geborenen Hans Zerl, ausgesucht. Der Schönbacher Zerl wusste genau, wo und wer an welcher Stelle früher wohnte. Eine Episode ist uns und den Teilnehmern schmunzelnd aufgefallen. In Schönbach befindet sich neben dem Rathaus das 1927 eingeweihte „Geigenbauerdenkmal“, eine Kopie davon steht in Bubenreuth am Eichenplatz. Dieser aus Bronze gegossene Geigenbauer, so berichtet Zerl, wurde am Ende des 2. Weltkrieges im Mai 1945 „erschossen“.  

 

Das "Geignmannl", wie es mundartlich liebevoll genannt wird, erhielt den Schuss aus der Waffe eines GI's, eines amerikanischen Soldaten, aus den Reihen der in die Stadt einrückenden 1. US Infanteriedivision (Eiserne Einser). Der Schuss in die linke Brustseite wäre für einen normalen Menschen tödlich gewesen, jedoch die eherne Haut des "Geignmannls" schützte es und hinterließ nur eine bis heute sichtbare Delle an der bronzenen Figur. Bekleidet mit dem "zivilen Arbeitsschurz" eines Schönbacher Geigenmachers bot die auf einer steinernen Weltkugel stehende Figur eine ideale Zielscheibe für den Soldaten. Das "Geignmannl" war damals 1945 im "wehrpflichtigen Alter" von 18 Jahren, vielleicht reizte dieser Umstand die Schießwut des ebenfalls jungen Amerikaners. Das Geigenbauerdenkmal stand früher linkerhand beim Aufgang in die Stadtkirche St. Andreas. Anfang der sechziger Jahre wurde es versetzt. 

 

 

Geigenbauerdenkmal in Schönbach/Luby

Bürgermeister Norbert Stumpf und die Mitglieder des Gemeinderates Tassilo Schäfer und Johannes Eger suchen die Einschussstelle.

 

Am 18. Juni 1927 wurde das Geigenbauerdenkmal feierlich enthüllt und eingeweiht. Im nächsten Jahr wird es 90 Jahre alt. Der "Vater des Geig'nmannl's" ist der Karlsbader Bildhauer Hugo Uher, der 1945 in tschechischer Haft in Prag/Pankrac ums Leben kam. Als die Bubenreuther Delegation dann am Rathausplatz ausstieg führte der erste Weg zum Geigenbauerdenkmal und jeder suchte die tödliche Verletzung.

 

Text und Fotos Heinz Reiß

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